Bild: migraine-headache-pain von r. nial bradshaw Lizenz: CC BY 2.0Psychosomatik (7) – Kopfschmerzen psychosomatisch betrachtet 8. Dezember 2014 Allgemein, Gesundheit & Heilung Kopfschmerzen und Psychosomatik: Eine Übersicht der verschiedenen psychosomatischen Ursachen von Kopfschmerz. 250 Arten von Kopfschmerzen – 250 psychosomatische Funktionen!? Die moderne Medizin kennt inzwischen 250 verschiedene Arten von Kopfschmerzen. Das bedeutet natürlich auch, dass Kopfschmerzen ganz verschiedene psychosomatische Funktionen haben können. Grundsätzlich haben Kopfschmerzen mit unerlöster Spannung zu tun. Wenn wir zu engstirnig oder halsstarrig sind, zwingen uns die Kopfschmerzen in die Knie bzw. ins Bett, wo wir Ruhe und Abstand finden zu den Ereignissen, die uns solches Kopfzerbrechen bereiten. Wir bekommen Kopfschmerzen, wenn wir stramm stehen im Leben und uns zu sehr zusammenreißen – um nicht vor Erschöpfung und Müdigkeit umzufallen. Die Spannung entsteht beim Autofahren, bei der Arbeit und durch Stress. Kopfschmerzen und Spannungen in Schultern und Nacken Wir ziehen unbewusst die Schultern hoch, wenn wir starke Gefühle wie Ärger oder Enttäuschung festhalten, weil wir nicht gelernt haben, diese Impulse positiv umzusetzen. Spannung ist Ladung. Starke Gefühle erzeugen Ladung – egal ob es Ärger, Wut, Enttäuschung oder Liebe, Sehnsucht, Leidenschaft oder Einsamkeit ist. Nicht gelebte Gefühle und auch nicht gefühlte Gefühle werden im Körper in verschiedenen Muskelregionen „verpanzert“, wie schon Wilhelm Reich herausgefunden hat. Die Schulter-Nacken-Region ist eine bevorzugte Gegend, mit der wir unsere Emotionen durch Hochziehen oder Festhalten. kontrollieren. Mit unseren Armen könnten wir sehr viele Gefühle ausdrücken z.B. sie sehnsuchtvoll nach Liebe und Geborgenheit ausstrecken und natürlich auch unserer Wut Ausdruck verleihen in dem wir kraftvoll auf den Tisch hauen und uns Respekt verschaffen bzw. unsere Grenzen deutlich machen. Kopfschmerzen und Atmung Die Kontrolle der Gefühle erfolgt aber nicht nur durch „stramm stehen“ oder das Festhalten der Muskelgruppen im Schulter-Nacken-Bereich, sondern auch durch die Kontrolle unserer Atmung. Wenn wir einmal genau darauf achten, werden wir feststellen, dass wir in bestimmten Momenten von innerer Anspannung und Stress oder Ärger dazu neigen die Luft anzuhalten und sehr flach zu atmen. Um gesund zu leben brauchen wir Spannung und Entspannung – Ladung und Entladung, Einatmung und Ausatmung. Wenn dieser Kreislauf unterbrochen wird, werden wir krank. Psychosomatik der Kopfschmerzen: Ruhe finden Durch Krankheit zwingt uns der Körper auf seine Weise zu Ruhe und Rückzug. Der Rückzug, zu dem uns die Kopfschmerzen bringen und zwingen, verschafft uns dann Zeit und Raum, um unser inneres Gleichgewicht wieder herzustellen. Hinter unseren Krankheiten liegt immer auch eine tiefere Wahrheit verborgen z.B. eine Grenze, die wir dringend setzen müssen, eine Wahrheit, die wir nicht aussprechen, ein Impuls, den wir zurückhalten, weil wir gar nicht mehr auf dessen Erfüllung hoffen. Die Symptome können für uns zu sehr wichtigen Hinweisgebern werden – wenn wir sie richtig lesen und deuten. Verschiedene Formen von Kopfschmerzen Kopfschmerzen sind nicht nur das häufigste Begleitsymptom von Grippe oder Nebenhöhlenentzündungen und Zahnschmerzen, die im Kopf selber stattfinden, sondern auch von allgemeinen Krankheiten wie Magen-Darm-Beschwerden, Funktionsstörungen der inneren Organe, von Kreislaufproblemen, Infektionen, Vergiftungen und begleiten natürlich auch einen Kater. Es gibt den Brummschädel bei Grippe, wenn uns alles zu viel wird. Der blockiert das Denken derartig, dass er auf diese Weise für ausreichend Ruhe und Rückzug sorgt. Migränekopfschmerz blockiert nicht nur das Denken sondern auch die Seh- und Hörfähigkeiten, so dass die Menschen für mehrere Tage aus dem „Gefecht“ gezogen werden. Die Wissenschaft sieht inzwischen auch eine Verbindung von Migräne und Spannungskopfschmerzen als eine Art Schutzfunktion, um Depressionen bzw. Belastungsdepressionen abzuwehren. Der klassische Spannungskopfschmerz ist immer ein Hinweis auf „zu viel“, was durch die starken muskulären Überspannungen im Schulter-Nacken-Bereich entsteht. Hier finden wir das klassische „Kopfzerbrechen“ wieder, wenn uns zuviel durch den „Kopf geht“ oder wir keine „Lösung“ finden können, weil wir uns in dem Problem „festgefahren“ haben und „engstirnig“ geworden sind. Die Engstirnigkeit kann sich dann in der Ruhe und mit etwas Abstand lösen und wir können eine neue und entspanntere „Haltung“ dazu finden. Wenn die „Hochspannung“ in den Kiefermuskeln steckt, kommt es eher zu nächtlichem Zähneknirschen und Kopfschmerzen. Das ist ein gutes Bild, um auf die Verbissenheit hinzuweisen, mit der wir meinen unser Leben gestalten zu müssen. Eine letzte wichtige Kategorie sind Kopfschmerzen, die durch falsche Lebens- und Nahrungsgewohnheiten entstehen. Diese sind am einfachsten zu beheben, es sei denn dass diese Gewohnheiten einen tieferen autoaggressiven Antrieb haben oder ihnen eine Sucht zu Grunde liegt. Viele von uns haben es nicht besser gelernt und ernähren sich mit zu viel Zucker, Kaffee, Fleisch und Brot. In unserer modernen Ernährung sind wichtige Nahrungsmittel in Vergessenheit geraten z.B. Gemüse wie Gurken, Tomaten, frischer Salat oder ein frisches Stück Kohlrabi. Durch unsere hohlenhydratreiche und fleischhaltige Ernährung nehmen wir zu wenig Flüssigkeit auf. Neben Wasser und Tee sind eben auch diese frischen Gemüsesorten ein wichtiger Flüssigkeitslieferant. Kaffee, der auch bei vielen Kopfschmerzen Linderung schafft, führt aber gleichzeitig zu einer Übersäuerung und Entwässerung des Körpers, sodass Menschen, die viel Kaffee trinken, dick werden, weil die Säuren im Körper Wasser binden. Die Übersäuerung führt dann meistens zu starken Kopfschmerzen. Diese Art von Kopfschmerz lässt sich mit viel gutem Wasser kurieren – als Nebeneffekt nehmen Sie eventuell auch ab. Der autoaggressive Aspekt drückt sich eher in nächtlichen Fressanfällen aus, die meistens Folge einer Unterversorgung am Tag sind – und natürlich in Süchten oder schlechten Gewohnheiten wie bei regelmäßigem Konsum von Alkohol oder auch Schokolade – weil man sonst nach einem weiteren „zu langen zu aufregenden Tag“ nicht runter kommt. Die Kopfschmerzen entstehen hier dadurch, dass tagsüber „im Eifer des Gefechts“ nicht genug getrunken wird und meist keine Pausen gemacht werden, um sich zeitnah und gut zu versorgen. Auf diese Weise kommt es zu viel zu großem „Wolfshunger“ und „Säureschulden“ im körperlichen Fleißgleichgewicht. Es entstehen Abbauprodukte und Schlackenstoffe, die nicht ordentlich ausgeschieden werden. Körperliche Urachen für chronische Kopfschmerzen Wenn Kopfschmerzen länger anhalten und sich durch die einfachen uns bekannten Maßnahmen nicht beheben lassen, ist es ratsam, sich untersuchen zu lassen – denn sie können ein wichtiger Hinweis auf tiefer liegende Verletzungen sein, wie beispielsweise Posttraumatische Kopfschmerzen, chronische Zahnwurzel, Mittelohr- oder Nebenhöhlenentzündungen, die auf jeden Fall behandelt werden müssen, um die weitere Ausbreitung z.B. der Streptokokken (Eiterbakterien) in den Körper zu verhindern. Streptokokken können bei langer Krankheit durch den Körper wandern und dann z.B. die Herzklappen befallen und schädigen. Auch sollte untersucht werden, ob die Brille noch passt oder der Zahnersatz. Ebenfalls sollte das Risiko eines Tumors oder Aneurismas im Kopf ausgeschlossen werden. Kopfschmerzen psychosomatisch deuten Nicht nur können wir anhand der Auswirkungen (Verlangen nach Ruhe) Rückschlüsse über Art und Ursachen der Kopfschmerzen ziehen, sondern auch die Art der Symptome (es sitzt uns etwas im Nacken oder wir fühlen uns unter Druck!) gibt wichtige Hinweise über den zugrundeliegenden Konflikt. Kopfschmerzen sind oft ein Hinweis auf eine überfordernde Situation oder einen inneren Konflikt. Wir kennen alle die Umschreibungen wie bereits erwähnt: „Das bereitet mir Kopfzerbrechen – Ich fühle mich vor den Kopf gestoßen – Sei doch nicht so engstirnig – Sie hat ihm den Kopf verdreht – und – ich bin einfach kopflos davon gerannt“. Psychosomatische Behandlung von Kopfschmerzen Überwiegend kommen Patienten mit Belastungskopfschmerzen, Spannungskopfschmerzen und Nackenschmerzen in meine Praxis. Dabei reicht das Spektrum von „einfachem“ Kopfschmerz, der durch alltäglichen Stress und Ärger entsteht, welcher uns tatsächlich Kopfzerbrechen bereitet, sich aber durch Entspannungsverfahren und das Erarbeiten neuer Bewältigungsstrategien lösen lässt – bis hin zu chronischen Kopfschmerzen, die das Leben dauerhaft beeinflussen und eine längere körperpsychotherapeutische Unterstützung benötigen, um alte eingefahrene Muster, Verhaltensweisen und Werte zu überprüfen und zu verändern. Zum Beispiel rechtzeitig zu essen, trinken oder überhaupt Pausen zu machen ist ein ganz wichtiges Übungs- und Lerngebiet. Die besondere „Kopflastigkeit“ drückt sich dadurch aus, dass die meisten meiner Patienten mit Kopfschmerzen ihre Bedürfnisse zunächst noch nicht einmal fühlen! Wir sprechen hier erstmal nur über ganz physiologische Bedürfnisse wie Essen und Trinken. Wie viel schwerer ist es dann, seelische oder emotionale Bedürfnisse wahrzunehmen? Es gibt Verspannungen im Schulter-Nackenbereich, die so stark sind, dass es hier zu wässrigen/ödematösen Schwellungen kommt, die Durchblutung und damit sogar die Hörfähigkeit beeinträchtigen. Wer zu stramm steht im Leben, kann darüber halsstarrig und schwerhörig werden – in jeder Hinsicht. Dann holt sich der Körper die Ruhe und Erholung auf seine Weise – es kommt zu Kopfschmerzen, Schwindel, Schwerhörigkeit und bei großem Stress und Burn out auch zum Verlust der Konzentrations- und Denkfähigkeit. Spätestens dann knickt auch der sturste Kopf ein und muss aufgeben – wenigstens eine Zeit lang. Das größte Problem bei Kopfschmerzen ist die große Kopflastigkeit und damit die Abgespaltenheit vom Körper. Fallbeispiel Kopfschmerzen Eine Patientin von mir ist mit soviel Leistungsorientiertheit und Drill aufgewachsen, dass sie ihr eigenen Bedürfnisse gar nicht spüren konnte. Sie war aber sehr gut darin, es allen anderen recht zu machen, sich aufzuopfern für andere und dann abends noch als vorbildliche Hausfrau und Mutter zu funktionieren. Ihr Mann konnte wirklich stolz auf sie sein – was er aber nicht war! Er sah, wie sie sich aufopferte und versuchte sie immer wieder zu überreden weniger zu machen. Was sie aber einfach nicht hinbekam. Wenn abends nach der Arbeit noch Gäste kamen, kochte sie schnell fünf(!) verschiedene Gerichte. Obwohl ihr Mann schon jedes Mal versuchte, sie zu bremsen war die innere Antreiberin einfach zu stark. Ihm fehlten aber auch gemeinsame Stunden für Ruhe, Nähe und Wärme – was er immer mal wieder ansprach oder versuchte „einzufädeln“. Meine Klientin wusste zunächst eigentlich gar nicht so genau was er meinte. Was sie selber nicht spüren konnte, konnte sie auch im Alltag in ihrer Beziehung nicht geben. Glücklicherweise wurde sie darüber so krank, dass sie entschied, sich Hilfe zu holen. Geborgenheit entstand erst dann, wenn alles perfekt war. Als wir anfingen das Symptom zu untersuchen, machte sie eine erstaunliche Entdeckung – ihr saß die Mutter im Nacken. Ihre Mutter hatte an sich und ihre Töchter höchste Ansprüche gestellt. Dabei konnte sie selber wenig Herzlichkeit und Geborgenheit vermitteln. Wenn alles sauber, alles ordentlich war. Geborgenheit entstand erst dann, wenn alles perfekt war. Meine Patientin arbeitete deshalb „bis zum Umfallen“. Was sie durch das innere Strammstehen verhindern wollte. Ihre Muskeln waren zum Bersten gespannt. Dieses Muster aufzudecken und aufzulösen war sehr heikel für meine Patientin. Fast wäre unsere Arbeitsbeziehung daran zerbrochen. Denn es war ihr alles zur „zweiten Natur“ geworden und solche tief sitzenden Werte zu verändern stellt ja auch den Rest in Frage. War die Mutter eigentlich liebevoll gewesen? Als meine Patientin sich mehr und mehr auf ihre eigenen Gefühle einlassen konnte wurde zunächst auch die Härte und Kühle, in der sie zu Hause groß geworden, war spürbar. Eine wichtige Erkenntnis gewannen wir beide, als ich ihr im Sitzen von hinten starken Druck auf die Schultern gab – sie fand es schön! Je mehr Druck desto besser – sie hatte gar keinen Impuls sich zu wehren oder den Druck abzuschütteln. Es war ihr so vertraut, dass sie es als normal und vertraut empfand. Es vermittelte ihr eher Halt und Sicherheit. Durch den starken Druck von außen konnte sich der innere Druck lösen und die Muskulatur entspannte sich. Auf diese Weise arbeiteten wir einige Stunden mit dem Druck. Und sie bemerkte im Alltag, dass sie plötzlich ganz von selbst anders reagierte. Sie konnte sich gegen eine aufdringliche Kollegin abgrenzen ohne dass es ihr hinterher leid tat und sie sich wie sonst mit einem selbstgebackenen Kuchen entschuldigen musste. Trauer und Wut tauchten auf – endlich – meine Patientin wurde lebendiger und „eigen-sinniger“. Die Nacken- und Schultermuskulatur konnte sich zusehends entspannen und musste die ganzen ungefühlten Gefühle nicht länger festhalten bzw. kontrollieren. Sie drückte ihre Wut im sicheren Raum der Praxis aus. Danach kam Trauer hoch und tief empfundene Einsamkeit. Gleichzeitig wurde der innere Druck geringer. Sie konnte besser entspannen, Sachen einfach liegen lassen und ein ganz großer Schritt war es, die anderen um Hilfe zu bitten, wenn sie nicht weiter kam. Grundsätzlich lässt sich sagen, dass bei den meisten Kopfschmerz-Patienten eine anspruchsvolle, leistungsorientierte und kopflastige Lebenseinstellung vorhanden ist, die sie zum Teil gnadenlos gegen sich selbst und ihre Belastungsfähigkeit vorantreibt. Was dabei auf der Strecke bleibt, sind die persönlichen „weichen“ Bedürfnisse, die wir alle haben und die uns dabei helfen, Kraft zu schöpfen und unsere Batterien wieder aufzuladen. 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