Ecstatic Chanting – Into the Heart Space“-Tour 2024

Der Meister des Kirtan, Krishna Das, gastiert im Juli in Berlin!

Alles begann im „Big Apple“, vor mittlerweile drei Jahrzehnten: In den 1990er Jahren, genauer gesagt ab 1994, gab Krishna Das in einem New Yorker Yo- gastudio seine ersten Kirtans*.

Was in einem kleinen Rahmen seinen Anfang nahm, zog schnell immer mehr Menschen an und fand bald seinen Weg bis auf die ganz großen Bühnen. Kirtan bekam Rhythmus und eine Prise Rock ‘n’ Roll – und wurde so auch für westliche Ohren zu etwas Vertrautem, das zugleich stets aufregend und ergreifend blieb: magisch, verbindend, außergewöhnlich.

Der Mann, der mit seiner Fusion aus Mantra-Chant und ro- ckigen Klängen das Publikum rund um den Globus mitriss, kommt diesen Sommer wieder nach Berlin – zwei Konzerte und ein Workshop bieten die seltene Gelegenheit, Chanten und inspirierende Talks mit Krishna Das live zu erleben! Es ist die Erfahrung zeitloser Klänge, die mitten ins Herz führen – ob beim ekstatischen Tanzen oder bei der Erfahrung, sich tief in die Stille hineinsinken zu lassen. Was Krishna Das ́ Live-Events so besonders macht, ist ein Saal voller zutiefst berührter Menschen, die in diesem Moment zu einer Einheit verschmelzen – ein unvergessliche Erlebnis.

 

Über Krishna Das

Seit den 1970er Jahren singt der gebürtige Amerikaner aus tiefster Seele die göttlichen Namen. Zu dieser Bestimmung fand er in einem indischen Ashram. Krishna Das verkaufte eines Tages seinen gesamten Besitz und zog von Long Island in die Ausläufer des Himalayas – ausgerechnet zu einem Zeitpunkt, als ihm der musikalische Durchbruch mit einer Band, die als The Blue Oyster Cult bekannt wurde, unmittelbar bevorstand. Er ließ damals alles zurück und kam als Suchender nach Indien, und seine Wege führten ihn schließlich zu Neem Karoli Baba. Jeden Tag lauschte er fortan den Worten dieses verwirklichten Meisters und war ganz erfüllt davon. Doch dann erhielt Krishna Das von seinem Guru die Aufgabe, während der Satsangs draußen vor den Tempelmauern den Kirtan zu singen. Zunächst war er darüber nicht allzu glücklich, hätte er doch viel lieber weiterhin bei seinem Meister gesessen, aber dann wurde das Chanten zu seiner Praxis, seiner Art der Hingabe, seinem Weg ins friedvolle Innere.

So entdeckte er in Indien etwas, das ihm viel mehr bedeutete als die greifbare Karriere, die er hinter sich gelassen hatte – das Chanten der Mantras oder heiligen Silben, das ganz unabhängig von einem bestimmten Glauben in eine tiefe Verbindung mit dem höchsten Selbst und mit der Weltenseele führt.

In die USA zurückgekehrt, kreierte Krishna Das daraus Mantra-Musik mit einem unverwechselbaren Sound.

Der Künstler mit der erdigen Stimme und dem Harmonium brachte Chanting-Alben heraus, die sich in völlig unerwarteten Größenordnungen verkauften und ihm eine Grammy-Nominierung bescherten. Ebenso begehrt sind die Konzerttickets für seine Tourneen, die ihn zu begeisterten Fans rund um die Welt führen und eine ungebrochene Faszination ausüben.

 

Hier einige Auszüge aus Interviews mit Krishna Das, die Einblicke in die ganz spezielle Magie des Mantra- Chantings geben:

 

Was ist das Besondere am Chanten? Wenn wir chanten, dann reagieren wir nicht so unmittelbar auf den Impuls des Verstandes, etwas haben zu wollen oder etwas abzulehnen. Wir bekommen einfach mehr Abstand dazu. Chanting hilft uns, diesen Kreislauf etwas zu durchbrechen – und zwar auf eine einfache Art und Weise. Durch das Chanten kann sich auch der Teil in dir zeigen, der du tatsächlich bist.

 

Wie hilft die Chant-Praxis den Menschen dabei, ihr Leben als spirituellen Weg zu erkennen? Chanten öffnet die Herzen und bringt die mentalen Prozesse zur Ruhe, so dass wir die Dinge klarer als das zu sehen vermögen, was sie wirklich sind. Transformation zu erreichen oder unser ganzes Leben als unseren spirituellen Pfad zu erkennen und dieses Wissen auch wirklich zu verinnerlichen, ist bereits eine sehr fortgeschrittene Stufe… Es ist die Fähigkeit, alles, was auf uns zukommt, als Seinen Willen zu akzeptieren, und nicht am eigenen Willen festzuhalten.

 

Stellt sich ein hingebungsvoller Zustand beim Chanten quasi automatisch ein?
Chanten ist eine sehr wirkungsvolle Praxis, die uns dabei unterstützen kann, unsere üblichen Abwehrmechanismen zu transzendieren und den kritischen Verstand zumindest vorübergehend hinter uns zu lassen.

 

Wenn du gerade nicht singst und chantest, was inspiriert dich im Leben? Handlungen der Liebe und Freundlichkeit. Wenn ich sehe, dass Men- schen einander gut behandeln und sich gegenseitig helfen, ist das sehr inspirierend. Und natürlich, die großen Meister zu treffen – es gibt nichts, das inspirierender ist. Denn ohne die Heiligen, die wirklichen Yogis, hätten wir keine Ahnung davon, was möglich ist. Nur durch ihre Großartigkeit und Großzügigkeit und ihre Realisation des Einsseins bekommen wir eine Ahnung davon, in welche Richtung wir gehen sollen. Das ist die größte Inspiration, den großen Lehrern zu begegnen.

 

Chanten kann den Schleier des scheinbaren Getrenntseins heben, aber wenn das Kirtan vorbei ist, fallen die Leute allmählich wieder in ihre gewohnten Wahrnehmungsmuster zurück. Hat die wiederholte Erfahrung von Einheit und bedingungsloser Liebe dennoch einen nachhaltigen Effekt? Jede Wiederholung der „Namen“ ist ein Same, der in unsere Herzen gepflanzt wird. Diese Samen wachsen und gedeihen in ihrer eigenen Zeit. Liebevolle Hingabe und bedingungslose Liebe können nicht rein willentlich zum Erblühen gebracht werden, aber die Samen, aus denen sie entstehen, können wir durch unsere spirituelle Praxis selbst pflanzen.

 

In deiner Autobiographie „Mit den Augen der Liebe“ beschreibst du das Auf und Ab des Lebens. Ein Leben ohne Leid scheint es nicht zu geben. Selbst dann nicht, wenn wir – so wie du – viel chanten oder einen intensiven spirituellen Weg gehen. Wir alle projizieren unseren neurotischen Blick auf den spirituellen Weg. Wir glauben, dass das Ziel der spirituellen Suche darin besteht, dass wir uns gut fühlen. Wenn dies aber nicht passiert, nehmen wir an, dass wir etwas falsch machen. Dabei vergessen wir die Bedeutung des Wortes „Weg“. Wir gehen irgendwohin. Und das ist Arbeit. Die besteht darin, dass wir unsere negativen Gedanken erkennen. Denn bevor wir uns auf den Weg machen, sind wir vollkommen gefangen in den negativen Gedanken. Ja, wir können uns gar nicht vorstellen, dass wir uns davon befreien können. Und wenn wir uns auf den Weg machen, dann haben wir plötzlich das Gefühl, dass wir nur einen einzigen Knopf drücken müssen und dann immer glücklich sein werden. Das ist eine Illusion. Wir müssen immer wieder üben, uns daran erinnern, wer wir sind, wo wir sind, wie wir auf die Welt schauen.

Viele Menschen glauben, dass Gott sich in angenehmen Zuständen zeigt. Das ist aber nicht unbedingt der Fall. Das, was kommt und geht, ist nicht die Wahrheit, ist nicht Gott. Wir identifizieren uns mit dem, was kommt und geht. Die spirituelle Praxis besteht also darin, dass wir uns de-identifizieren, de-programmieren – und das führt schließlich zu der Erkenntnis, dass alles, war wir erfahren, wichtig ist. Wir müssen dahin kommen, nicht immer bestimmte Zustände haben zu wollen und andere Zustände abzulehnen. Dieses Verständnis entwickeln wir, wenn wir üben. Wahres Glück ist also kein Zustand, der kommt und geht. Es ist ein ewiger Zustand der Wahrheit. Es kann sein, dass wir diesen Zustand irgendwann in unserem Leben erfahren und dann den Wunsch verspüren, wieder dorthin zurückzukommen. Die Illusion, dass angenehme Zustände das Ziel des spirituellen Weges sind, ist in meinen Augen das größte Hindernis auf dem spirituellen Weg. Es geht vielmehr darum, mit dem zu sein, was immer sich zeigt. So offen wie möglich.

 

Musik ist… eine gute Flucht, die aber nicht andauert. Wäre es so, dann wären alle Musiker erleuchtet, aber das ist nicht so. Musik ist kraftvoll. Das Chanten ist musikalisch, aber es ist das, was wir chanten, was das Leiden heilt. Die Musik ist der Sirup, worin die Medizin enthalten ist. Weil wir launische Kinder sind, wollen wir die Medizin nicht nehmen. Aber weil sie süß ist, nehmen wir sie. Die Musik ist der süße Sirup. Die Medizin ist der Name. Durch die Wiederholung des Namens vollendet sich alles.

 

Gibt es noch etwas, was du gerne mit den Leserinnen und Lesern teilen möchtest? Maharajii sagte oft, dass durch die Wiederholung des Namens alles erreicht werden kann, alles vollendet und ganz ist. Das ist sozusagen das Einzige, was er lehrte. Liebe jeden, diene jedem und erinnere dich daran, in deiner Praxis den Namen zu wiederholen. Wenn wir nicht verschiedene Gewohnheiten etablieren, um unsere Intention zu leiten, kommen wir nirgendwo hin. Wenn du nicht den Samen säst, bekommst du keine Früchte. Was auch immer du für Samen säst, du wirst die Früchte ernten. Auch wenn wir keine schlechten Menschen sind, sind wir selbstbezogen. Wir leben so, als wären wir das Wichtigste auf dem Planeten. „Wie geht es mir jetzt? Habe ich genug? Habe ich zu wenig?“… Unser Leben dreht sich nur um uns selbst. Das kann man nicht einfach so stoppen. Du musst diese Gedanken austauschen gegen etwas anderes. Wenn wir immer die gleichen selbstzentrierten Samen säen, bekom- men wir immer mehr davon. Durch die Wiederholung des Namens kultivieren wir eine andere Form des Lebens und Seins in der Welt. Wir beginnen, die Dinge anders zu sehen und jeden Moment anders wahrzunehmen. Es ist, als wären wir – ohne es zu wissen – mit einer Brille geboren worden, die die falschen Gläser für unsere Augen hat. Wir werden geboren und denken, dass die Welt so aussieht. Aber wenn das Üben in uns selbst beginnt, dann korrigieren die Gläser sich allmählich, und wir sehen die Dinge anders. Wir sehen die Menschen anders, wir interpretieren die Dinge anders. Wir müssen eine Praxis ausüben. Es gibt keinen anderen Weg. Was auch immer das für jeden Einzelnen bedeutet. Etwas muss getan werden, wir können nicht jeden Tag im Hamsterrad weiterlaufen. Aber es muss von innen kommen. Niemand kann einer anderen Person sagen, dass sie sich verändern soll. Wenn Menschen keiner Methode folgen, Yoga machen oder meditieren wollen, ist es gut. Viele Menschen überwinden die Selbstbezogenheit auf andere Weise. Sie kümmern sich um andere, sie helfen oder sind auf ganz natürliche Weise mitfühlend und freundlich. Aber auf die eine oder andere Weise muss eine Praxis kultiviert werden.

* Der in ganz Indien populäre Chorgesang nam kirtan basiert auf einem gleichbleibenden Rhythmus und auf scheinbar endlosen Wiederholungen eines Gottesnamens oder eines Mantras.

 

Konzerte und Workshops:

Fr. 19.7. Berlin, Konzert – 20:00 Uhr

Sa. 20.7. Berlin, Konzert – 20:00 Uhr

Beide Konzerte finden im Humboldtsaal der Urania Berlin statt.

So. 21.7. Berlin, Workshop – 19:00 Uhr

Kleistsaal, Urania Berlin

Infos und Tickets: www.krishnadas.de

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