Moskitos sollen gentechnisch verändert werden

Es klingt mal wieder wie aus einem schlechten Science-Fiction-Film. Im Kampf gegen die Malaria, an der jährlich etwa eine Million Menschen sterben, erproben die Forscher nun eine neue Taktik: die Genmanipulation aller Moskitos.

Wissenschaftler des Imperial College London und der University of Washington wollen die DNA der Insekten verändern und so die Verbreitung der Malaria eindämmen. Nun gelang es im Labor, dass sich ein Gen innerhalb weniger Generationen von einer Handvoll Moskitos auf die gesamte Population ausbreitete. Details der Studie wurden in Nature veröffentlicht.

Malariaresistente Moskitos

Wissenschaftlerteams haben bereits malariaresistente Moskitos geschaffen. Sie arbeiteten mit Genen, die die Entwicklung hemmen. Die große Herausforderung all dieser Ansätze besteht darin, dass sich die gentechnisch veränderten Exemplare auf die umfangreiche Population auf der ganzen Welt ausbreiten sollen. Bringt das Gen den Insekten jedoch keinen Vorteil, wird es sehr wahrscheinlich wieder verschwinden. Die Wissenschaftler glauben, dass sie jetzt eine Lösung für dieses Problem gefunden haben.

Sie fügten ein Gen in die DNA der Insekten, welches ein Enzym bildet, das die DNA in zwei Teile aufspaltet. Die Reparaturfunktion der Zelle nutzt das Gen als Vorlage zur Heilung des Schnitts. Damit wird es kopiert. In der Folge trägt das gesamte Sperma der männlichen Moskitos dieses Gen in sich. Das bedeutet, dass auch die nächsten Generationen über dieses Gen verfügen. Im Labor gelang es so, das Gen innerhalb von zwölf Generationen auf die Hälfte der Moskitos zu verbreiten.

Gruselige Möglichkeiten

Andrea Crisanti vom Imperial College London hofft, dass diese technologische Entwicklung helfen könne, den Weg für die Lösung vieler globaler Gesundheitsprobleme zu ebnen. Dass das Prinzip funktioniert, sei nun bewiesen. Jetzt sollen weitere Gene auf diesem Weg verbreitet werden. Es ist zum Beispiel möglich, Gene einzusetzen, die die Moskitos dazu bringen, eher Tiere als Menschen anzugreifen.

Der Plan, die gesamte weltweite Population an Moskitos genetisch zu verändern, mutet so größenwahnsinnig an, dass man es kaum glauben kann. Vor allem vor dem Hintergrund, dass uns schon die gentechnisch veränderten Pflanzen genug Probleme bereiten.

Noch gibt es keine Pläne, die Moskitos in die freie Wildbahn zu lassen – erst sollen längere Versuche mit sehr großen Labor-Populationen mehr Aufschlüsse geben, welches Anti-Malaria-Gen das effektivste ist. Auch den Forschern ist die Tragweite ihres Ansatzes durchaus bewusst:

„Die Idee, genetisch veränderte Moskitos freizulassen, bereitet uns große Sorge. Deshalb wollen wir sehr sicher sein, bevor wir in etwa vier Jahren erste Feldversuche in Afrika starten“, so Crisanti.

 

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Text mit Material von Pressetext.de

 

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