Laut einer aktuellen Forsa-Umfrage stillt jede fünfte Mutter ihr Baby überhaupt nicht mehr. Und lediglich sechs von zehn Säuglingen erhalten länger als drei Monate Muttermilch.

 

Eine Frage der Bildung?

Ob eine Mutter ihr Baby stillt, hängt offenbar mit ihrem Bildungsgrad zusammen. Während nur jede zehnte Mutter mit Abitur oder Studium bei einer Forsa-Umfrage angab, nicht gestillt zu haben, war es bei den Müttern mit Hauptschulabschluss fast jede Dritte. Außerdem geben Frauen, die in einem Dorf oder in Kleinstädten leben, häufiger die Brust als Großstädterinnen.

Die Nationale Stillkommission am Bundesinstitut für Risikobewertung (sowas gibt’s!) plädiert dafür, sechs Monate voll zu stillen.

Zusammenhang mit Allergien

Das Stillen hat offenbar viele Vorteile. „Gestillte Babys erkranken später seltener an Mittelohrentzündungen und Infektionen des Magen-Darm-Traktes oder der Luftwege. Außerdem beugt das Stillen Allergien wie Heuschnupfen, Asthma oder der Hautkrankheit Neurodermitis vor“, sagt Beate Thier, Ärztin bei der TK.

Dazu kommt, dass gefährliche Weichmacher in den üblicherweise verwendeten Plastikflaschen ein erhebliches Gesundheitsrisiko darstellen. Viele Flaschen enthalten Bisphenol A, dass bei Föten, Säuglingen und Kleinkindern Schäden bei der Gehirnentwicklung verursacht. In Kanada ist der Verkauf von Bisphenol-A-haltigen Babyflaschen seit Mitte 2008 verboten.

Die psychischen Auswirkungen des vorzeitigen Still-Stops sind noch nicht erforscht. Es liegt jedoch nahe, dass das Stillen einen nicht unwesentlichen Beitrag zur Mutter-Kind-Bindung und zu einem natürlichen Geborgenheitsgefühl leistet. Ein Plastikmundstück kann die warme Mutterbrust wohl kaum gleichwertig ersetzen.

 

Vorzeitiges Stillende durch zu wenig Milch oder Schmerzen

Vier von zehn Müttern, die gestillt haben, gaben an, dass sie die Stillzeit früher abbrechen oder eher zufüttern mussten, als sie sich eigentlich vorgenommen hatten. Grund war bei über der Hälfte dieser Frauen, dass sie zu wenig Milch hatten. Ein weiteres Viertel machte Stillprobleme wie eine entzündete Brust oder Schmerzen für den vorzeitigen Still-Stopp verantwortlich.

Dabei profitieren die Mütter selbst ebenfalls vom Stillen. „Frauen, die gestillt haben, haben ein geringeres Risiko, an Brustkrebs zu erkranken. Sie erreichen nach der Geburt leichter wieder ihr Normalgewicht. Damit ist auch die Gefahr für spätere Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Diabetes reduziert. Außerdem schüttet der Körper beim Stillen ein Hormon aus, das die Rückbildung der Gebärmutter unterstützt“, erklärt Thier.

 

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Bild: aboutpixel.de / tante nuk © Toni Affronti

 

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