Er gilt als der Pessimist unter den US-Wirtschaftsberatern und wird seinem Ruf wieder mal gerecht: Robert Prechters neue Prognose könnte kaum schwärzer ausfallen. Innerhalb der nächsten sechs Jahre werde die gesamte Weltwirtschaft zusammenbrechen und danach für mehrere Generationen praktisch nicht mehr existieren.

Derart apokalyptische Szenarien stoßen bei Kollegen natürlich auf Skepsis. Das Problem bei Prechter ist nur, dass er in seiner gesamten Laufbahn erst ein einziges Mal falsch lag: Seit den frühen 1980ern hat er alle wesentlichen Ereignisse korrekt vorausgesagt.

Viel schlimmer als 1930

Vergleiche zur Wirtschaftskrise in den 1930ern seien falsch, meint Prechter. Es werde viel schlimmer kommen, diese Krise werde noch unsere Großenkel betreffen, sagte er in einem Interview mit der New York Times. Prechters Kollegen halten sich derzeit mit Kommentaren zu seiner Analyse zurück, geben aber zu, mit den kurzfristigen Aussagen Prechters übereinzustimmen. Seiner Langzeitprognose zuzustimmen, hieße aber die Weltwirtschaft für verloren erklären. Außerdem sei ein Zusammenbruch, wie Prechter ihn sieht, mathematisch kaum vorstellbar.

„Ich will ihm nicht recht geben, denn wenn das stimmt, müssen wir quasi mit einem Gewehr und ein paar Suppendosen in die Berge ziehen, weil dann alles vorbei ist“, kommentierte etwa Ralph Acampora von Alvira Prechters Aussagen.

Alles vorherbestimmt?

Prechter beruft sich bei seinen Analysen auf die oft als esoterisch angesehenen Elliot-Wellen. Die von Ralph Nelson Elliott entwickelte Methode geht davon aus, dass alles im Universum einer auf den Fibonacci-Zahlen beruhenden fraktalen Ordnung folgt. Wer diese verstehe, könne sämtliche Ereignisse vorausberechnen.

Elliot wurde verlacht, bewies aber in Langzeitversuchen, dass er mit seiner Methode auch kurzfristige Kursverläufe korrekt vorhersagen konnte, und sagte schließlich als Einziger den Verlauf des berühmten „schwarzen Freitag“ korrekt vorher, was seiner Theorie erstmals zu Anerkennung verhalf.

Prechter hat mit der Elliot-Methode zum Beispiel den Crash von 1987 vorhergesagt und seither überhaupt erst ein einziges Mal wirklich falsch gelegen – was es seinen Kritikern schwer macht und der aktuellen Prognose einiges Gewicht verleiht. Und er ist ja auch längst nicht der Einzige, der zu solchen Schlüssen kommt.

 

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Bild: Nathalie Schueller

 

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